verwehte-spuren
  Dülmen-Hausdülmen
 
Ehrenfriedhof Hausdülmen:

An der Friedensallee in Dülmen-Hausdülmen Postleitzahl 48249 befindet sich ein Ehrenfriedhof. Auf diesem Ehrenfriedhof ruhen insgesamt 602 Opfer der beiden Weltkriege. 588 Opfer aus dem 1. Weltkrieg und 14 Opfer aus dem 2. Weltkrieg. Die 14 Opfer aus dem 2. Weltkrieg wurden ganz hinten auf dem rechten Gräberfeld beigesetzt.



Dieser Wegweiser steht in der Nähe vom Ehrenfriedhof.


Auf dem Schild steht folgendes:

Kriegsgräberstätte
<- 300 m



Blick auf den Eingang vom Ehrenfriedhof. Rechts neben dem Eingangstor befindet sich eine Informationstafel.



Bild von der Informationstafel, die rechts am Eingang steht.


Auf der Informationstafel steht folgendes:

Ehrenfriedhof Hausdülmen

Der Ehrenfriedhof ist letzte Ruhestätte für 602
ausländische Tote, die sowohl im Ersten wie auch
im Zweiten Weltkrieg in der Kriegsgefangenschaft
verstarben: 541 Russen, 44 Rumänen, 2 Belgier und
1 Serbe aus dem Ersten Weltkrieg, 8 Russen, 5 Polen
und 1 Belgier aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie starben
an Ihren schweren Verwundungen, an Krankheiten
und Erschöpfung, als Folge von Hunger und Ent-
behrung.
Das Lager - für 10.000 Kriegsgefangene vorgesehen
- entstand nordwestlich der heutigen L 551 im Heide-
gebiet der Sythener Mark. Bereits im Dezember 1914
 begannen die Bauarbeiten auf einem 75 ha großen
Gelände, das zu den Besitztümern des Herzogs von
Croy gehörte.
Am 21. Januar 1915 trafen die ersten Kriegsgefange-
nen ein: 150 Franzosen, die bei Verdun in deutsche
Gefangenschaft gerieten. Unter dem Titel "Buntes
Völkergemisch" lesen wir im Heimatbuch des Dor-
fes Sythen: "Dann kamen die ersten Engländer ins
Lager, rund 100 englische Seeleute, die in der See-
schlacht am Skagerrak von den untergegangenen
Schiffen gerettet worden waren. Auch eine Truppe
farbiger Kolonialsoldaten zog ein. Die "Möwe", das
Kaperschiff des Grafen Dohna, lieferte 375 Gefan-
gene aus den verschiedensten Nationen ins Lager".
Das eigentliche Lager bestand aus vier Gruppen; in
den Gruppen I und II waren vorwiegend Franzosen,
Belgier und Briten untergebracht, in Gruppe III
hauptsächlich Russen, hinzu kam eine besondere
Lazarettgruppe.
Die Kriegsgefangenen wurden in umliegenden Indu-
striebetrieben, in der Landwirtschaft oder zur Trok-
kenlegung von Moorgebieten eingesetzt. Die Gefan-
genen wurden durchweg gut behandelt. "Die Für-
sorge des kunstsinnigen Hauptmann Koelle (verant-
wortlicher Bataillonskommandeur und Lagerleiter
von Mai bis August 1917) verschaffte den Leuten
möglichst anheimelnde Räume, eine gemütliche Kan-
tine, kleine Gärtchen und Anlagen, ein eigenes Mu-
sikkorps, das alle Sonntage im Lager Platzmusik
machte", so heißt es in einer Chronik. Für die einzel-
nen Gruppen gab es Kirchen oder Kapellen mit schö-
nen Fenstermalereien. Ebenso gab es ein Theater,
eine Bibliothek und Möglichkeiten, sich sportlich zu
betätigen.
Die Verpflegung Tausender von Lagerinsassen aber

war stetig ein Problem. Die Ernährungskrise in
Deutschland, gerade in den beiden letzten Kriegs-
jahren, war einerseits eine Folge der sogenannten
"Hungerblockade" der Engländer, andererseits einer
katastrophalen Mißernte 1916, des eisigen Winters
1916/17 ("Steckrübenwinter") und der Kohlen-
knappheit. Besonders in den Großstädten Deutsch-
lands erlagen Hunderttausende von Säuglingen,
Kleinkindern, Greisen und Kranken dem Hunger
und der Kälte. Dies wirkte sich zwangsläufig auch
auf die Versorgung der Gefangenen aus. Während
Engländer, Franzosen und Belgier Lebensmittelpa-
kete aus der Heimat bekamen, mußten Russen und
Rumänen - darunter viele verwundet und durch die
lange Fahrt von der Front in ungeheizten Güterwa-
gen völlig geschwächt - mit dem Wenigen auskom-
men, was im Lager zur Verfügung stand. Hundertfa-
ches Sterben war die unvermeidliche Folge.

(Bild)

Der ursprüngliche Gefangenen - Friedhof
1915

Auf der südöstlichen Seite der heutigen L 551 ließ
die Lagerleitung schon recht früh durch den im Lager-
bataillon dienenden Architekten Hausmann einen
Lagerfriedhof anlegen, der am 8. April 1915 feier-
lich durch den Kommandanten, Generalmajor von
Seld, eingeweiht wurde. Die Einsegnung nahm ein
französischer Geistlicher vor. Ein französisch - bel-
gischer Chor sang einen Teil aus einem Requiem, ein
französischer und ein englischer Offizier sprachen
Worte des Dankes an den deutschen Architekten. Es
war eine würdige Begräbnisstätte am leicht anstei-
genden Hang entstanden. Am oberen Ende der An-
lage gelangte man über eine Treppe zu einer mit

dorischen Säulen geschmückten Denkmalswand. Die
Wand trug die Inschrift
"Auch sie starben für ihr Vaterland".
Bei Kriegsende waren auf dem Lagerfriedhof etwa
750 verstorbene Gefangene, insbesondere Russen,
aber auch Franzosen, Briten und Rumänen bestat-
tet. Nach dem Kriege überführten die Franzosen und
Briten ihre Toten in die Heimat. Auch viele Belgier
wurden nach Hause überführt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden weitere 14 verstorbe-
ne Kriegsgefangene auf den bereits vorhandenen
Ehrenfriedhof beigesetzt. Zu Beginn der 60er Jahre
erfolgte eine stete Erweiterung des Baggersees und
eine notwendige Ausweitung der Aussandungsfelder
der Quarz - Sandwerke. Der Friedhof mußte verlegt
werden. Die Umbettung der Kriegstoten erfolgte mit
aller gebotenen Pietät. Sie ruhen nun hier auf dem
1967 neu angelegten Ehrenfriedhof nahe der Großen
Teichmühle in Hausdülmen. Aus nicht mehr nachvoll-
ziehbaren Gründen wurde die Denkmalswand mit
den dorischen Säulen nicht wieder aufgebaut. Auf
einer neuen schlichten Steinwand ist seitlich einge-
meißelt: "Ihr Leben, Ihr Tod für Ihr Vaterland".


Heute erinnert fast nichts mehr an das große Kriegs-
gefangenenlager. Das Gelände ist inzwischen mit
Kiefern aufgeforstet worden. Einige Wege des ein-
stigen Lagerbezirks wie auch Gesteinsbrocken und
Reste von Barackenfundamenten sind noch hier und
da zu finden. Einzig erhalten ist das ehemalige Wohn-
gebäude des Lagerkommandanten an der L 551, nahe
des damaligen Lagereingangs. Dieses Holzgebäude
wird heute noch als Wohung genutzt. Sie finden es,
wenn Sie durch Hausdülmen in Richtung Haltern
fahren, 1000 m hinter dem Ortsausgangsschild, auf
der rechten Seite.
Die Obhut für den Ehrenfriedhof liegt heute bei der
Stadt Dülmen.

Möge uns diese Gedenkstätte als sichtbares Zeichen
dauerhaft an das traurige Schicksal der Kriegstoten
erinnern, die in heimischer oder in fremder Erde ru-
hen, und an die Sinnlosigkeit aller Kriege.

Der Text wurde zusammen mit der Johann -
Gutenberg - Hauptschule in Dülmen erarbeitet.


Der VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGS-
GRÄBERFÜRSORGE

* arbeitet im direkten Auftrag der Bundesregierung in nahezu
100 Ländern der Erde mit Schwerpunkt derzeit in Osteuropa;
* erhält die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, ob
Deutsche oder Ausländer, ob Soldaten oder zivile Bürger, Opfer
ihres Glaubens, ihrer Rasse, ihrer politischen Überzeugung;
* steht im Inland allen Friedhofsträgern in Fragen der Kriegs-
gräberfürsorge mit empfehlendem Rat und im Einzelfall mit
finanzieller Tat zur Seite;
* hilft Bürgerinnen und Bürgern in Fragen der Kriegsgrä-
berfürsorge;
* erledigt Grabschmuckaufträge im In- und Ausland;
* bietet Reisen zu deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland an;
* arbeitet partnerschaftlich mit ausländischen Gräberdiensten
und ähnlichen Organisationen zusammen;
* bezieht in seine überparteiliche, weltweit geachtete Arbeit Ver-
bände, Vereine, Organisationen und Institutionen aus vielen Be-
reichen des öffentlichen Lebens ein;

* betreibt eine zukunftsorientierte Jugend- und Bildungsarbeit,
ausgehend von den Gräbern der Gefallenen, Getöteten und
Gemordeten, hingewandt zu Begegnung, Verständigung und
Freundschaft - über alle Grenzen hinweg;
* hält die Erinnerung wach an die Opfer von Krieg und Gewalt
aus der Vergangenheit und der Gegenwart, z. B. durch das Geden-
ken am Volkstrauertag, durch Ausstellungen, Publikationen in
Wort und Bild sowie durch eine gezielte Medienarbeit, vor allem
aber durch eine praktische Kriegsgräberfürsorge;
* leistet durch seine gesamte Arbeit einen wichtigen Beitrag für
das Ansehen unseres Landes und den Frieden in der Welt.

Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge e. V.
Landesgeschäftsstelle
Nordrhein-Westfalen
Alfredstr. 213
45131 Essen


Stadt Dülmen
Rathaus
48249 Dülmen



Blick vom Eingang auf den Ehrenfriedhof.



Bild von dem Gedenkstein, der sich am Anfang des Ehrenfriedhofes befindet.


Auf den Gedenkstein steht folgendes:

HIER RUHEN 602 OPFER
DER BEIDEN WELTKRIEGE
1914 - 18
541 RUSSEN 44 RUMÄNEN
2 BELGIER 1 SERBE
1939 - 45
8 RUSSEN 5 POLEN
1 BELGIER



Blick vom Eingang auf das linke Gräberfeld.



Blick vom Eingang auf das rechte Gräberfeld.



Bild von der Steinwand am Ende des Ehrenfriedhofes.


Auf der Steinwand steht folgendes:

IHR
LEBEN
IHR
TOD
FÜR
IHR
VATERLAND



Blick auf das rechte Gräberfeld vom Ende des Friedhofes zum Eingang.



Blick auf das linke Gräberfeld vom Ende des Friedhofes zum Eingang.


Auf den 14 Grabsteinen der Opfer aus dem 2. Weltkrieg steht folgendes:

TISCHANOW
JALOW
UNBEKANNT - 12.11.1942
RUSSE

ZARGOPSKI
JAKOB
UNBEKANNT - 24.2.1945
POLE

KOCHERS
SIMON
25.8.1910 - 24.7.1940
POLE

ROGOWSKI
ROMAN
26.2.1905 - 11.1.1945
POLE

PERTISCHNIK
PAUL
15.12.1925 - 27.11.1943
RUSSE

PUSANOW
PETER
13.1.1912 - MÄRZ 1945
RUSSE

KASINSKI
STANISLAW
25.8.1929 - 23.3.1945
POLE

KOSNIKOW
MATWAI
25.3.1913 - 31.7.1942
RUSSE

LYSENKO
ALEXY
10.9.1921 - 27.4.1943
RUSSE

UNBEKANNT
PETER
UNBEKANNT - MÄRZ 1945
BELGIER

ROMANOW
NIKOLAI
6.7.1920 - 14.3.1943
RUSSE

MORAWSKI
JAN
12.4.1887 - 23.3.1945
POLE

JAGUPON
IWAN
14.9.1908 - 29.10.1942
RUSSE

BOKUROW
MICHAEL
3.12.1914 - 8.10.1942
RUSSE




Ruhet in Frieden
 
 
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