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  Lieutenant Thomas Reed
 

Nach über 76 Jahren bekommt Lieutenant Thomas Reed seine richtige Einheit zugeordnet:

Über 76 Jahre ging unter anderem auch die Commonwealth War Graves Commission davon aus, das Lieutenant Thomas Reed (Personenkennziffer: 302550) dem britischen 8th Parachute Battalion angehörte. Umso erfreulicher ist es, dass nach dieser langen Zeit durch aufwendige Recherchen von Mario Hoppe dennoch die richtige Einheit 12th Parachute Battalion zugeordnet werden konnte.

Lieutenant Thomas Reed (Spitzname: Tommy) war der Ehemann von Sybil Winifred Reed und meldete sich freiwillig für die Luftlandetruppen. Seinen Fallschirmspringerlehrgang (Kursnummer: 147B) absolvierte Reed erfolgreich vom 1. bis 19. Januar 1945 auf dem Fliegerhorst Ringway, Cheshire, England (nahe Manchester). Reed ist am 30. März 1945 im Alter von nur 27 Jahren westlich von Coesfeld bei Kampfhandlungen gefallen.

Mario Hoppe wusste, dass das 8th Parachute Battalion der 3rd Parachute Brigade angehörte. Diese Brigade war der britischen 6th Airborne Division unterstellt, die am 24. März 1945 an der “Operation Varsity“, die größte zusammenhängende Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs, teilgenommen hat und im Bereich von Hamminkeln landete und kurz danach den Befehl erhalten hat, möglichst schnell in Richtung Nordost vorzurücken und die wichtigen Brücken über die Ems bei Greven einzunehmen. Des Weiteren wusste Mario Hoppe, dass die 3rd Parachute Brigade östlich von Coesfeld vorgerückt ist. Da Reed aber westlich von Coesfeld gefallen sein soll, hat sich Mario Hoppe dazu entschlossen, die genauen Ereignisse zu recherchieren.

Laut dem Kriegstagebuch vom 8th Parachute Battalion befand sich das Bataillon am 29. März 1945 in Lembeck. Dort wurde der Tag zur Neuausrichtung und zum Ausruhen genutzt. Der Marschbefehl zum Vorrücken nach Coesfeld um 17:00 Uhr wurde aufgehoben. Erst am Folgetag um 08:00 Uhr verlegte das Bataillon mit Fahrzeugen über die Marschroute Lembeck, Klein-Reken, Groß-Reken nach Flamschen südlich von Coesfeld. Anschließend ging es weiter über Billerbeck und Altenberge bis nach Greven (etwa 25 Meilen). Das Bataillon befand sich in Reserve und wurde den ganzen Tag nicht eingesetzt. Die Tatsachen, dass das Bataillon östlich von Coesfeld entlang vorrückte und den ganzen Tag nicht zum Einsatz kam und dadurch in keinen Kampfhandlungen verwickelt war, sind eindeutige Hinweise dafür, dass Reed nicht dem 8th Parachute Battalion angehört haben kann.

Deshalb konzentrierte Mario Hoppe sich auf die Einheiten von der 5th Parachute Brigade, die ebenfalls der 6th Airborne Division unterstellt war. Denn diese Brigade ist westlich von Coesfeld vorgerückt.

Die Recherchen ergaben das Teile des Green Howards (Alexandra, Princess of Wales's Own Yorkshire Regiment), in dem Reed vorher tätig war, unter anderem zum 12th Parachute Battalion umgegliedert wurde. Dies stellte sich als einen sehr guten Hinweis heraus, da das 12th Parachute Battalion zur 5th Parachute Brigade angehörte. Mario Hoppe befasste sich deshalb mit der Gliederung des 12th Prachute Battalions und wurde dabei schließlich fündig. Es stellte sich heraus, dass Lieutenant Thomas Reed (Personenkennziffer: 302550) in der C-Kompanie als Zugführer des 8. Zuges tätig war.

Laut dem Kriegstagebuch vom 12th Parachute Battalion und Aufzeichnungen vom Bataillonskommandeur Lieutenant-Colonel Kenneth Thomas Darling verlegte das Bataillon am 29. März 1945 nach einer ereignislosen Nacht von Erle nach Coesfeld. Da das Bataillon als Vorhut für die Brigade fungierte, verlegten die Fallschirmjäger den größten Teil der Marschstrecke aufgesessen auf den Churchill-Panzern vom 3 Squadron des britischen 4th (Tank) Battalion Grenadier Guards. Gegen 17:00 Uhr wurde der südliche Stadtrand von Coesfeld erreicht und um 18:00 Uhr wurde das Bataillonshauptquartier südlich von Coesfeld bei Flamschen eingerichtet. 31 deutsche Soldaten wurden gefangen genommen, von denen die meisten kapitulierten. Eine Formation kam mit Schwierigkeiten wegen dem schlechten Zustand der Straßen erst gegen Mitternacht an.

Da die Wege durch Coesfeld durch die Bombardierungen der alliierten Luftstreitkräfte völlig blockiert waren, sollte das Bataillon am Morgen des 31. März 1945 westlich von Coesfeld Richtung Osterwick vorstoßen. Dabei fungierte das Bataillon weiterhin als Vorhut der Brigade. Deshalb sollte die führende C-Kompanie wieder aufgesessen auf den Churchill-Panzern vorrücken. Im Vorfeld wurden einige Straßensperren und feindliche Kräfte auf dem ersten Teil der Marschstrecke aufgeklärt. Gegen 09:30 Uhr brach die C-Kompanie auf und es dauerte nicht lange, bis die ersten Straßensperren erreicht wurden, die aus gefällten Bäumen bestanden und mit Sprengfallen versehen waren, aber im Allgemeinen ziemlich amateurhaft ausgeführt waren. Während die Straßensperren nach und nach geräumt wurden, durchsuchten verschiedene Abteilungen der C-Kompanie die benachbarten Wälder und trieben einige deutsche Soldaten aus den Bauernhäusern und Gräben. Da das räumen viel Zeit in Anspruch nahm und die Straßensperren wegen des Waldes nicht umfahren werden konnten ging es nur langsam voran.

Um Zeit zu gewinnen, wurde Lieutenant Reed mit einer Abteilung seines Zugs vorausgeschickt, um zu melden, ob es weitere Straßensperren gab. Bei der Patrouille sah Reed eine Gruppe von deutschen Soldaten, die sich auf der Straße zurückzog. Daraufhin beschloss Reed, ihnen mit seinen Soldaten zu folgen, und geriet an einem Barackenlager mit erheblich größeren feindlichen Kräften, darunter auch Hitlerjugend aneinander. Bei diesem Gefecht mit einer leichten Maschinengewehrstellung wurde Reed getötet und Private Ormiston verwundet, aber der Rest der Patrouille lieferte genaue Informationen über die Lage. Der Feind, der etwa 80 Mann (viele von den in der Nähe befindlichen Flak-Geschützen) zählte, zog sich daraufhin in einen Wald zurück und zeigte eine weiße Fahne. Schließlich gelang es der C-Kompanie, die Wälder entlang der Marschstrecke zu räumen. Während der Aktion wurde auch ein Aufklärungspanzer vom Typ M3 Stuart (Honey) vom Recce Troop des 4th (Tank) Battalion Grenadier Guards durch eine deutsche Panzerfaust getroffen. Von der 4-köpfigen Besatzung ist der Panzerkommandant Lance Corporal Lewis George Winstone (28 Jahre), Guardsman Sewell Arthur Standidge (20 Jahre) und Guardsman Donald Anscombe (22 Jahre) ums Leben gekommen, nur der Co-Driver hat verwundet überlebt. Eine weitere Straßensperre, die aus riesigen Betonquadern bestand, wurde durch einen gezielten Schuss von der 6-Pfünder-Kanone eines Churchill-Panzers zerstört. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde Osterwick erreicht. Dort verbrachte das Bataillon die Nacht, bis es am nächsten Tag weiter Richtung Greven vorrückte.

Reed wurde in der Nähe des Bataillonshauptquartiers bei Flamschen in einem Feldgrab beigesetzt und am 13. Mai 1947 zum britischen Soldatenfriedhof im Reichswald bei Kleve umgebettet. Dort hat er seine letzte Ruhestätte erhalten (Grabfeld 33, Grabreihe D und Grabnummer 2). Auf seinem Grabstein steht Folgendes:
 

LIEUTENANT
T. REED
PARACHUTE REGIMENT
ARMY AIR CORPS
30TH MARCH 1945   AGE 27
+
LOVED ALWAYS, DARLING TOMMY,
BY ONE
WHO CAN NEVER FORGET YOU.
ADORING WIFE SYBIL

 
Mario Hoppe teilte seine Erkenntnisse aus der Recherche der Commonwealth War Grave Commission mit. Kurze Zeit später, am 6. September 2021, teilte diese mit, dass diese Erkenntnisse anerkannt werden und dass die Einheit im Datenbestand bei Reed angepasst wird. Somit wurde Reed nach über 76 Jahren seine richtige Einheit 12th Parachute Battalion zugeordnet.
 

 Link zur Commonwealth War Grave Commission Datenbank über Thomas Reed:

www.cwgc.org/find-records/find-war-dead/casualty-details/2041369/THOMAS%20REED/
 
 

Vorher:




Nachher:


 

We will remember them.

 
 
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